Wird der E-Sport in den kommenden Jahren olympisch?

Es ist eine dieser Fragen, mit der sich die Experten aus der Welt des Sports momentan in etlichen Ländern beschäftigen. Die Frage, ob es sich bei dem E-Sport um eine echte Sportart handelt. Und wenngleich diese Frage bislang noch nicht zweifelsfrei beantwortet ist, so ist doch bereits heute sicher, dass der E-Sport als Teil der Asien-Games im Jahr 2022 erstmals auf großer internationaler Bühne vertreten sein wird.

Dass hierbei die Asiaten eine Vorreiterrolle übernehmen, ist nicht einmal überraschend, denn besonders in Südkorea erfreut sich der elektronische Sport bereits einer überaus großen Beliebtheit unter der Bevölkerung in diesem Teil der Welt. 2022 wird es dann also für die asiatischen Top-Spieler erstmals auch um olympische Medaillen gehen, die in verschiedenen Titeln ausgespielt werden sollen.

Da der größte Sponsor der Asien Games, das chinesische Unternehmen Alibaba, zugleich auch zu den größten Sponsoren des Internationalen Olympischen Komitees (kurz IOC) gehört, könnte dies dazu beitragen, den E-Sport auch ins Programm von Olympia aufzunehmen.

Aus diesem Grund war unter anderem der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach höchstpersönlich beim E-Sports-Forum in Lausanne vor Ort, um sich selbst ein Bild von dem aktuellen Stand des E-Sports zu machen. Dort zeigte sich der Präsident überaus aufgeschlossen gegenüber den Titeln, welche von den Spielern im E-Sport professionell betrieben werden, sowie begeistert von neuen Technologien, wie den Virtual-Reality-Brillen.

Daneben wurde gemeinsam mit der „Global Association of International Sports Federations“ (kurz GAISF), die für alle Sportverbände weltweit verantwortlich ist, zudem auch über das Zukunftspotenzial des E-Sports diskutiert.

An dieser Diskussion beteiligt waren neben dem IOC-Präsidenten und Entscheidern aus dem Bereich des Sports unter anderem auch E-Sport-Größen wie der deutsche Fifa-Profi Kai „Deto“ Wollin, der Thomas Bach ein wenig Nachhilfe in der Fußball-Simulation Fifa18 gab.

Entscheidend bei der Frage nach einer Aufnahme des E-Sports bei Olympia werden laut Aussage des IOC-Präsidenten vor allem die professionellen Verbandsstrukturen sein. Der 2008 gegründeten International eSports Federation (kurz IeSF) gehören bislang 48 Mitgliedsstaaten an, von denen der E-Sport in 27 Ländern von dem zuständigen Nationalen Olympischen Komitee (kurz NOK) anerkannt ist. Allerdings werden für die Anerkennung als Sommer-Sportart bei den Olympischen Spielen mindestens 50 Mitgliedsstaaten auf drei Kontinenten benötigt.

Und erst wenn der E-Sport auch vom IOC als Sportart anerkannt ist, kommt eine Bewerbung für die Aufnahme des E-Sports ins Olympische Programm auch wirklich infrage. Dennoch sieht IOC-Präsident Thomas Bach bereits zum jetzigen Zeitpunkt einen Zusammenhang zwischen den gemeinsamen Werten, welche sowohl beim E-Sport als auch bei den klassischen Sportarten gelten. Dabei sei laut Aussage von Bach die Leidenschaft der größte gemeinsame Nenner zwischen dem echten und dem elektronischen Sport.

Daneben müsse vor der Aufnahme des E-Sports ins Olympische Programm auch die Frage geklärt werden, ob die sogenannten Ego-Shooter, zu denen Spiele wie „Counterstrike“ oder „Overwatch“ gehören, durch ihre Inhalte Auswirkungen auf das reale Leben haben können. Denn damit würden sich diese Spiele selbst disqualifizieren. Zudem wolle man, so Bach, auch abwarten, ob sich die aktuellen Titel auch in einigen Jahren noch einer derartigen Beliebtheit erfreuen wie zum momentanen Zeitpunkt. Denn schließlich würde es nur wenig Sinn machen, wenn man sich für die Aufnahme von Spielen ins Programm der Olympischen Spiele entscheiden würde, die in kürzester Zeit bereits wieder ausgetauscht werden müssen.

Dennoch macht der IOC-Präsident den Fans des E-Sport nach dieser ersten Annäherung auch Mut: Er hält eine mögliche Aufnahme des E-Sports zu den Olympischen Spielen 2028 für realistisch.